Die biblischen Schöpfungsberichte sind aus­geweidet: „Die“ Naturwissenschaft hat sie als ­zusammengeflickte Wolpertinger entlarvt – lebens­unfähige Fabelwesen – und die „histo­rische“ Kritik hat die vorhandenen Bestandteile des mythischen Kunstgeschöpfes noch einmal zerlegt, ausgestopft und auf einen neuen Balg gezogen. Sie haben offiziell also weder das ­Geheimnis des Lebens in sich, noch durften sie die eigene Gestalt behalten. …

Aber die Buchstaben sind noch da, die Zellen des Ganzen: Und in ihnen ein solcher Überschuss an Geist, an ­Erkenntnis- und Erleuchtungs-Potential, dass es eine einzige Freude ist, sich „unwissenschaftlich“ mit diesem Tor zur Bibel, zu Israel und zur Welt zu beschäftigen. Inspiriert durch jahrtausendealte und funkelnagelneue Traditionen der geistlichen und literarischen Textfreude wollen wir diese Kapitel 1 – 4 der Tora lesen und uns paradiesische, abgründige, rettende Perspektiven durch ein „close reading“ des hebräischen (und deutschen) Textes und vollkommen freie Assoziationen der jüdischen und christlichen Auslegung eröffnen lassen.

Hebräischkenntnisse sind willkommen und werden bei der Lektüre und Deutung abgerufen, stellen aber keine Bedingung für Teilnahme und Verständnis dar.